Chef-Perspektive wechseln
■Niemand ärgert sich gerne. Die Gründe sind meistens - von allen Seiten - hausgemacht.
„Alle verhalten sich doof - nur ich nicht.”
Realitäten und Wahrnehmungen offen und objektiv betrachten.
Ob sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Unternehmer, ihre Vorgesetzten, Chefin oder Chef und deren Verhalten aufregen oder diese mit einem Statement dieser Art antworten: „Die haben es doch super: 38,5 Stunden-Woche, pünktlich gezahltes Gehalt, 30 Tage Urlaub, dazu 2-3 Wochen krank, Kuren, Sonder- und Bildungsurlaub - der Himmel auf Erden. Dafür schludern sie gerne bei ihrer Arbeit, trödeln rum oder halten Schwätzchen. Wenn man sie wirklich braucht, sind sie nicht da oder nicht zu gebrauchen. Wenn mir dann mal der Kragen platzt und ich etwas sage, bin ich auch noch der Böse. Ich arbeite 70 Stunden pro Woche oder mehr, bin verantwortlich, mache selten Urlaub und war so gut wie nie krank. Was wollen die?” Beide Seiten arbeiten mit Schuldzuweisungen, fühlen sich nicht gut im Job und drücken es klar aus.
So oder ähnlich höre ich es immer wieder mal. Druck, Ärger, Stress, Frust.
Neulich fragte ein Nachbar freundlich lächelnd: „Wollen Sie für sich nun die 280 Stunden-Woche einführen?” Ich bin seit über 30 Jahren selbstständig, Selbstausbeutung ist noch nicht verboten. Ich war kaum krank und Urlaub gönne ich mir selten. Das sind die Fakten und darüber beschwere ich mich nie, weil mir meine Arbeit viel Freude bereitet. Ich mag sie und mache sie gerne, so gut ich kann. Weil ich selbst es wirklich möchte, ich gebe mein Bestes. Das WIE ist ungemein wichtig. Ob mein Verhalten mir gegenüber klug oder gesund ist, sei dahingestellt. Entscheidend ist, ich sage weder „Die anderen sind schuld.” noch „Egal.”
Eigene Probleme liegen in der Regel woanders als angegeben.
Um das zu erkennen, musst Du ehrlich zu Dir selbst sein. Du musst es nicht einmal offen zugeben, einfach nur ehrlich zu Dir selbst sein. Das ist zu schaffen und hilft Dir ungemein. Statements der obigen Art und viele weitere über Dein berufliches Umfeld zeigen Deine eigene Wahrnehmung, Deine eigene Realität, ermöglichen Rückschlüsse auf Dich selbst, Dein Empfinden, Deine Selbstwahrnehmung, Deine Motivation etc. Es sind i. a. keine objektiven Realitäten, sondern Wertungen und Bauchgefühle. Wirkungen Eures Unternehmensalltags, aber häufig keine Ursachen desselben. Diesen relevanten Unterschied gilt es zu beachten.
Wie jeder Mensch hast Du ein Selbstbild von Dir, das Du tagtäglich Deinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern präsentierst. Du verhältst Dich Deinem Selbstbild entsprechend, das ist logisch, konsequent und normal. Es ist Deine ureigene Realität, Deine Selbstwahrnehmung, Deine bitte auch von anderen so wahrzunehmende Fassade. Ob Deine eigene Realität oder Deine eigene Wahrnehmung irgend etwas mit objektiven Realitäten oder Deiner Wahrnehmung durch Deine Gegenüber zu tun hat? Exakt das ist die präzise zu stellende Frage. Umgekehrt verhält es sich bei Deiner Wahrnehmung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genau so.
Tatsächlich basieren viele Probleme in Unternehmen auf „natürlich gewachsenen” Kommunikations- und Denkmustern, entsprechen letztlich nicht den objektiven Realitäten und sind demzufolge relativ leicht zu beheben. Kaum jemand ärgert sich gerne, ist faul, doof etc. oder bösartig. Missverständnisse und gefühlte Hilflosigkeit mit entsprechenden Folgen sind dagegen an der Tagesordnung. An den Ursachen hierfür gilt es richtig und gut zu arbeiten, dann löst sich so manches wie von selbst und „einfach so” in Luft auf.
Du ärgerst Dich über Wirkungen und wertest? Hart? Behebe die Ursachen und Ihr gewinnt alle.
Es gibt i. a. keine Schuldigen - alle haben fleißig mitgeholfen.
Keiner macht den Mund auf. Aus vielen verständlichen Gründen - das ist klar Chefsache. Somit agieren viele unter ihren Möglichkeiten. Niemand zieht für sich große Vorteile daraus, tatsächlich zufrieden, begeistert oder glücklich ist dabei selten jemand. Diese meist als „selbstverständlich” allseits gepflegte Fassadenschieberei ist regelmäßig sinnfrei. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, auch wenn es nervt, weh tut oder krank macht. Die oftmals zu beobachtende Konsequenz ist, dass gute Mitarbeiter/innen ein Unternehmen verlassen oder nur schwer zu gewinnen sind. Gehalt ist bei weitem nicht alles. Keine Wurzeln - keine Flügel. Wer ein konkretes Dream-Team haben und mit seinem Unternehmen „fliegen” möchte, muss die Menschen gut mitnehmen. Dann ist es denkbar, planbar und somit real machbar. Wollen und klug tun, das ist alles.
Ein offener und ehrlicher Perspektivwechsel hilft, ein neutraler und erfahrener Dritter ohne die unvermeidbare „Betriebsblindheit” noch mehr. Erste Erfolge motivieren alle, der Rest ist rasch ein geliebter Selbstläufer.
Lust auf sonnige Zeiten? Lass uns reden und dann einfach das Richtige gut tun.
Gemeinsam statt einsam.
So macht Arbeit gute Laune.